„Kann man Jazz sehen?“ Mit dieser Frage eröffnete gestern Abend die Rektorin des RPI, Prof. Dr. Silke Leonhard, die Midissage zur Kunstausstellung „Jazz Colours“ auf dem Campus Loccum. Mit begeistertem Blick auf die Kunstwerke und den anwesenden Künstler Jürgen Born beantwortete sich Frau Leonhard die Frage selbst: „Jazz, we can!“
Musik in Farbe und Form sichtbar zu machen, zielt ins Herz des künstlerischen Anliegens von Jürgen Born. In seinen Werken stellt der Künstler Musikerinnen und Musiker bei ihren Jazz-Live-Performances so lebendig dar, dass Silke Leonhard von „synästhetischen Erfahrungen“ beim Kunstgenuss sprach. Was damit gemeint war, wurde beim gemeinsamen Gang durch die Ausstellung deutlich.
Im Bildnis des Musikers Lutz Krajenski etwa ist so viel Schwung und Freude an der Musik zu sehen, dass man sie beinahe zu hören glaubt. Krajenski selbst wusste viele Jahre nichts von der Existenz seines Porträts. Als er es aber zum ersten Mal sah, war er so begeistert, dass er sich mit dem Bild identifizierte und es sofort signierte.
Ganz anders wirkt ein Bild mit dem amerikanischen Sänger Gregory Porter. Die dunkelrote Farbe und Ruhe im Bild machen die dunkle und warme Stimme des Sängers sichtbar. Auf einem anderen Bild schwimmt der Kopf des Opernsängers Thomas Quasthoff losgelöst in einem wundersamen Wellensound aus blauer Farbe friedlich-fröhlich dahin – frei von seiner Behinderung, die ganz bewusst nicht dargestellt wird.
Bei ausgewählten Bildern der Ausstellung kann man über einen QR-Code via Smartphone auch tatsächlich Klangbeispiele des jeweils abgebildeten Künstlers oder der Künstlerin hören. So legen sich Formen, Farben und Töne zu einem wieder ganz eigenen Kunstwerk übereinander. Das wurde auf dem Rundgang durch die Ausstellung auch deutlich.
Wie wurde nun all das, was es ist? Wie wurde der Künstler der, der er ist. Mit diesen und weiteren Fragen entlockte Dr. Matthias Surall, Dozent für Medienpädagogik & Kunst am RPI, dem Künstler einige Auskünfte über sich und sein Werk. Deutlich wurde dabei, wie die Begeisterung für Musik in den 70er Jahren und seine 20-jährige Arbeit als DJ ihn zur Malerei führten und ihm der Zusammenhang von Farbe und Ton immer klarer wurde. Dazu trug aber auch die Auseinandersetzung mit anderen Malern, etwa Wassily Kandinsky bei.
Musikalisch begleitet wurde der Abend von dem Gitarristen und Perkussionisten Wolfgang Stute, der sicherlich ein eigenes Porträt verdient hätte. Vielleicht nimmt sich Jürgen Born noch dieser Aufgabe an? Es wäre allen zu wünschen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 24. Februar 2026 in den Räumen des RPI und der Evangelischen Akademie zu sehen.
Text & Fotos: Florian Kühl