31.08.2018 - 01.09.2018
Im Sommer 2017 hat der Deutsche Bundestag in Sachen „Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts“ positiv votiert. Der Rat der EKD hatte im Vorfeld zum Beschluss eine Stellungnahme zur Frage abgegeben. Deutlich zuvor hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau die Gleichstellung von Trauung und Segnung gleichgeschlechtlicher Paare bereits im Jahr 2013, das Rheinland 2016 beschlossen. Auch die Evangelische Kirche in Berlin Brandenburg Schlesische Oberlausitz fasste einen analogen Beschluss im Jahr 2016. Allerdings sind die Beschlusslage und damit verbundene Haltungen zur Frage nicht in allen Landeskirchen gleich. Nach wie vor bestehen mehr oder weniger offen ausgetragene interne Kontroversen, die noch nicht überwunden sind. Ziel der Tagung ist es, einen für gegenwärtiges kirchliches und kirchenleitendes Handeln hilfreichen Beitrag auf dem Weg zu einem neuen evangelischen Eheverständnis zu leisten.
Evangelische Akademie Loccum und der Bischofsrat der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers initiierten vom 31. August bis 1. September eine Tagung, um einen Beitrag zu einem neuen evangelischen Eheverständnis zu leisten. Hintergrund war die im Sommer 2017 vom Deutschen Bundestag mehrheitlich beschlossene „Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts“ und die unterschiedlichen Positionen evangelischer Landeskirchen zu diesem Thema. Folgende Fragen wurden von zirka 50 Fachtheolog/innen, Synodalen, Geistlichen in Gemeinden und mit kirchenleitender Verantwortung aus dem Raum der EKD-Gliedkirchen diskutiert: Wie wird zurzeit die Ehe christlich gesehen und in der protestantischen Landschaft verstanden? Welche Veränderungsdynamiken hat es im evangelischen Eheverständnis gegeben, was ergibt sich aus einer gegenwärtigen Lektüre biblischer Texte für die Lebensform Ehe und wie kann also die Ehe als evangelisch gedeutete Lebensform beschrieben werden? Ist die Trauung Segen oder mehr als ein Segen und wie kann die Ehe in der klassischen Dialektik von weltlich Ding und heiligem Stand kirchenrechtlich und dann auch theologisch gedeutet werden?
NDRInfo und Deutschlandfunk berichteten über die Tagung:
Tagung in Loccum über Eheverständnis
Weltlich Ding, heiliger Stand, perfektes Event
Aus der Tagung ging zudem ein Bericht des Evangelischen Pressedienstes hervor:
Hannoversche Landeskirche will Bild der Ehe vertiefen
Loccum/Kreis Nienburg (epd). Ein Jahr nach dem Beschluss des Bundestages zur „Ehe für alle“ denkt die hannoversche Landeskirche über ein vertieftes und erneuertes Bild der Ehe nach. „Viele Menschen fragen: Wo geht es hin mit der evangelischen Ehe und was ist ihr Kennzeichen?“, sagte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister am Wochenende bei einer Tagung der Evangelischen Akademie Loccum bei Nienburg dem epd. „In der Vielfalt der Lebensformen ist es wichtig, sich immer wieder darauf zu verständigen, in welchem Rahmen diese unterschiedlichen Formen gelebt werden.“ Es gehe darum, „Leitplanken“ für Ehe und Familie zu finden.
Der Bundestag hatte im Sommer 2017 beschlossen, die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen. Dies werfe viele Grundsatzfragen auf, sagte Meister. Er hoffe, dass die Akzeptanz für gleichgeschlechtliche Paare weiter wachse. „Zugleich wünsche ich mir, dass Menschen, die verbindlich zusammenleben wollen, das Geschenk eines Traugottesdienstes annehmen und sich der Kostbarkeit des Segens Gottes bewusst sind.“
In der größten deutschen Landeskirche zwischen Hann. Münden und der Nordseeküste wurden im vergangenen Jahr 5.835 Paare evangelisch getraut. Hinzu kommt eine nicht näher bezifferte Zahl von Segnungen homosexueller Paare. Die Akzeptanz dafür sei in den vergangenen Jahren in der evangelischen Landeskirche erheblich gestiegen, sagte der Geistliche Vizepräsident des Landeskirchenamtes, Arend de Vries.
Die Landeskirche hatte 2014 einen liturgischen Text für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare vorgelegt. Doch inzwischen habe sich die Situation weiter verändert, sagte de Vries. „Damals kamen Paare in eingetragenen Lebenspartnerschaften. Jetzt kommen Menschen, die die Ehe geschlossen haben.“ Die Kirche müsse sich nun auf einen einheitlichen Umgang mit Segnung und Trauung verständigen.
An der Tagung nahmen leitende Theologen aus ganz Deutschland teil. Einige deutsche Landeskirchen haben bereits beschlossen, die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare mit der traditionellen Trauung gleichzustellen. Allerdings seien die Beschlusslagen in den 20 Landeskirchen sehr unterschiedlich, sagte der Vizepräsident im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Horst Gorski. „Nicht alle werden diese Schritte im selben Tempo machen, und das muss man auch akzeptieren.“
Landessuperintendent Eckhard Gorka, Hildesheim Dr. Stephan Schaede, Akademiedirektor, Loccum
Vier Stimmen mit unterschiedlichen Erfahrungshorizonten
Landessuperintendentin i.R. Oda-Gebbine Holze-Stäblein, Hannover
Dr. Matthias Kannengießer, Richter am Landgericht Hannover und Präsident der
Landessynode der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers
Pastorin Stefanie Radtke, Eime
Zwischenruf des Vorsitzenden des Theologischen Ausschusses der Synode der
Ev.-luth. Landeskirche Hannovers
Stadtsuperintendent Hans Martin Heinemann, Hannover
Elke Schölper, Landeskirchenamt Hannover
Prof. Dr. Ruben Zimmermann, Professur für Neues Testament und Ethik, Mainz
Institution oder intime Beziehung?
Prof. Dr. Martin Laube, Systematische Theologie, Georg-August-Universität
Göttingen
Prof. Dr. Thorsten Moos, Systematische Theologie/Ethik und
Diakoniewissenschaft, Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel
Welche Aufgaben der (geistlichen) Begleitung von Ehepaaren durch ihren Weg der Ehe stehen an?
Pastorin Annemarie Pultke, Pastoralpsychologie, Goslar
Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr, Hannover und Prof. Dr. Hans
Michael Heinig, Lehrstuhl für Öffentliches Recht, insb. Kirchen- und
Staatskirchenrecht, Universität Göttingen
Ein Gespräch mit
Landesbischof Ralf Meister, Hannover
Nachdenken über die Köstlichkeit von Vertrauen und Verlässlichkeit
OKRn Ellen Radtke, Studienleiterin, Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie, Hannover
Reaktionen und Progressionen im 20. und 21. Jahrhundert
Prof. Dr. Reiner Anselm, Systematische Theologie, LMU München
Die Entwicklung gegenwartssensibler theologischer Kriterien
Dr. Horst Gorski, Vizepräsident der EKD, Hannover
Es diskutieren:
Vizepräsident Dr. Horst Gorski, EKD-Kirchenamt, Hannover Vizepräsident Arend de Vries, Hannover
Prof. Dr. Magnus Striet, Freiburg
OKRn Ellen Radtke, Hannover Prof. Dr. Reiner Anselm, München