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Gleiches Virus – verschiedene Wahrnehmungen?

Online-Veranstaltung: Die mediale und öffentliche Corona-Debatte in Frankreich und Deutschland

Veranstaltungsreihe: Rencontres virtuelles franco-allemandes - Virtueller deutsch-französischer Austausch

05.05.2020

Thema

Das Thema:
Durch die unterschiedliche Ausbreitung des Virus und die Reaktionen von Staat und Gesundheitssystem verlaufen die medialen und öffentlichen Debatten höchst unterschiedlich. Eine französische Journalistin in Berlin und eine deutsche Journalistin in Paris geben uns Einblicke in unterschiedliche Wahrnehmungen.

Die Veranstaltungsreihe:
Die Corona-Krise ist auch ein Stresstest für Europa und die deutsch-französischen Beziehungen. Die Rencontres virtuelles franco-allemandes wollen als eine Reihe von Online-Veranstaltungen Gelegenheit zum Blick über die Landesgrenzen geben und fragen, welche gemeinsamen Bemühungen zur Überwindung der Krise in Europa beitragen können.

Rückblick

Knapp 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten Webinars der Reihe der „Rencontres virtuelles franco-allemandes“ folgten der Diskussion zur medialen und öffentlichen Wahrnehmung der Corona-Pandemie in Frankreich und Deutschland. Da die beiden Referentinnen eine französische Journalistin in Berlin und eine deutsche Journalistin in Paris waren, wurde ein doppelt-informierter Blick auf die Situationen in beiden Ländern geworfen, aber auch ein Ausblick auf die Auswirkungen auf die deutsch-französischen Beziehungen und die Zukunft Europas gegeben.

In Frankreich ist die Ansteckungsgefahr in der Öffentlichkeit viel präsenter als in Deutschland, auch da – bei allen regionalen Unterschieden, die es in beiden Ländern gibt – viel mehr Menschen Krankheits- und Todesfälle im Bekanntenkreis wahrnehmen. Dies nährt die Vermutung, dass die Zahl der Erkrankten, die nicht offiziell erfasst wurden, in Frankreich viel höher ist als in Deutschland – was ja auch helfen könnte, die höhere Anzahl bzw. Quote der Verstorbenen zu erklären. Umgekehrt nimmt die Debatte um die wirtschaftlichen Konsequenzen in Frankreich nicht so einen breiten Raum ein wie in Deutschland, obwohl diese in Frankreich noch drastischer sein könnten.

Entsprechend der Entwicklung der Pandemie, die Frankreich auch vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Ausbreitungswege stärker getroffen hat als Deutschland, ist die Zufriedenheit mit der Regierungsarbeit in der Krise in Frankreich niedriger als in Deutschland. Die unterschiedlichen Kapazitäten des Gesundheitssystems, die medial auf die unterschiedliche Anzahl der Intensivbetten fokussiert wurde, trägt hierzu natürlich massiv bei. Es ist der französischen Regierung aber gelungen, die Akzeptanz für die viel schärferen Ausgangsbeschränkungen zu schaffen.

In diesem Zusammenhang wurde ausführlich diskutiert, wie Föderalismus und Zentralismus in der Krise bewertet werden. Hier schien das dezentrale System Deutschlands in der konkreten gesundheitlichen Bewältigung der Infektionswelle Vorteile aufzuweisen. Der positive Eindruck wurde allerdings auch dadurch nicht getrübt, dass sich die Länderchefs zunächst– anders als üblich – überwiegend hinter dem Bund versammelten. Hier ist in den letzten Wochen allerdings eine zunehmende Polyphonie zu registrieren, die in einen „Überbietungswettkampf“ hinsichtlich der Lockerung der Auflagen zu münden droht. Mediziner warnen daher davor, dass Deutschland seinen „Vorsprung“ bei der Bewältigung der Pandemie zu verspielen droht.

Hinsichtlich der deutsch-französischen Beziehungen wurde die Hoffnung geäußert, dass die insbesondere aus dem Saarland berichteten unschönen Szenen und die zunächst einseitige Schließung der Grenze, keinen bleibenden Schaden anrichten, da sie keinen allzu großen Wiederhall in den französischen Medien gefunden haben. Auch wurde positiv vermerkt, dass die deutsche Bundeskanzlerin das Thema der europäischen Solidarität gestärkt und konkrete Schritte angestoßen bzw. nicht blockiert habe – auch wenn sich Deutschland beim umstrittenen Thema der Eurobonds nicht bewegt hat.

 

Medien

Downloads

Programm

Dienstag, 05.05.2020
18:00 Uhr
Begrüßung

Laure Dréano-Mayer, Antenne Métropole, Hannover

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Einleitende Kurzvorträge

Hélène Kohl, Berlin
Birgit Holzer, Paris

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Diskussion

Moderation:
Dr. Joachim Lange, Evangelische Akademie Loccum

Referierende

Birgit Holzer
Birgit Holzer machte Anfang 2009 den Sprung nach Paris. Sie arbeitet dort als Frankreich-Korre-spondentin für zahlreiche deutsche Regionalzeitungen, darunter die RND und Hannoversche Allge-meine Zeitung. Nach beruflichen Erfahrungen in Paris und Montreal sowie einem Volontariat bei der Mittelbayerischen Zeitung in Regensburg zog es sie wieder nach Frankreich.
Hélène Kohl
Die französische Journalistin Hélène Kohl lebt und arbeitet in Berlin seit 2003. Sie ist Korrespondentin für den französische Radiosender Europe 1 und die Printmedien Journal du Dimanche und Dernières Nouvelles d’Alsace. Sie ist die Autorin von dem Buch „une vie de pintade“ à Berlin (Calman–Lévy)