Lehren der Modellprojekte für die bedarfsgerechte Daseinsvorsorge
20.06.2022 - 21.06.2022
Soziale Daseinsvorsorge hat eine zentrale Bedeutung für die Entwicklung ländlicher Räume. Daher fördert das Land Niedersachsen in einem Modellprojekt Regionale Versorgungszentren (RVZ) in kommunaler Trägerschaft. Die RVZ umfassen hausärztliche Medizinische Versorgungszentren und können andere gesundheitsbezogene Leistungen ebenso bündeln, wie z.B. Angebote zur Unterstützung von Familien. Was kann man aus den Erfahrungen der ersten RVZ für die Ausgestaltung bestehender und künftiger RVZ lernen?
Ihre Gesundheit ist uns wichtig. Bitte beachten Sie daher die aktuellen Hygienevorschriften der Ev. Akademie Loccum. Vielen Dank.
Rund 50 Fachleute aus Kommunen, dem Gesundheitswesen, der Wissenschaft und Ministerien diskutierten die bisherigen Erfahrungen mit den Modellprojekten der Regionalen Versorgungszentren RVZ in ländlichen Räumen in Niedersachsen. Deutlich wurde die Bedeutung von Angeboten der sozialen Daseinsvorsorge für die Regionalentwicklung. Die hausärztlichen medizinischen Versorgungszentren innerhalb der RVZ können gute Anker für die lokal konzentrierte Ansiedlung verschiedener Angebote der sozialen Daseinsvorsorge sein. Sie können ebenfalls zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung in ländlichen Räumen beitragen. Die medizinischen Versorgungszentren innerhalb der RVZ arbeiten innerhalb der bestehenden Regelungen des Gesundheitssystems. Von etlichen der teilnehmenden Fachleute wurde betont, dass die Probleme der Gesundheitsversorgung – nicht nur – auf dem Lande von einer Ausweitung von Formen der integrierten Versorgung profitieren könnten. Auch wäre es gerade für die Versorgung älterer Menschen, die in ländlichen Räumen oft durch deren verringerte Mobilität erschwert wird, hilfreich, Leistungen der Kranken- und der Pflegeversicherung besser integrieren zu können. Solche grundlegenderen Veränderungen der Gesundheitsversorgung müssten jedoch auf Ebene der Bundespolitik vorgenommen werden.
Dr. Joachim Lange, Evangelische Akademie Loccum
Dr. Kirsten Hendricks, Niedersächsisches Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung, Hannover
Ministerin Birgit Honé, Niedersächsisches Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung, Hannover
Prof. Dr. Rainer Danielzyk, Generalsekretär, ARL – Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft und Leibniz Universität Hannover
Landrat Kai-Uwe Bielefeld und Friedhelm Ottens, Erster Kreisrat, Landkreis Cuxhaven
Bernd Retzki, Dezernent für Schule, Jugend und Soziales, Landkreis Wolfenbüttel
Bernd Beushausen, Bürgermeister, Stadt Alfeld
Prof. Dr. Rolf G. Heinze und Rabea Bieckmann, Ruhr-Universität Bochum und InWIS Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung GmbH, Bochum
Prof. Dr. Josef Hilbert, IAT Institut für Arbeit und Technik, Gelsenkirchen und Vorsitzender, Netzwerk Deutscher Gesundheitsregionen
Panel eingeleitet durch einen Vortrag von
Prof. Dr. Dr. Thomas Gerlinger, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld
und Eingangsstatements von
Oliver Kamlage, Arbeitsgemeinschaft kommunale Spitzenverbände und Geschäftsführer, Niedersächsischer Städte- und Gemeindebund, Hannover
Mark Barjenbruch, Vorsitzender des Vorstandes, Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen, Hannover
Hanno Kummer, Leiter Landesvertretung Niedersachsen, Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek), Hannover
Friedhelm Ottens, Erster Kreisrat, Landkreis Cuxhaven
Dr. Birte Gebhardt, Projektleiterin Umsetzung der Ergebnisse der Enquetekommission zur Sicherstellung der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung, Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, Hannover
Dr. Andreas Rühle, Geschäftsführer, Regionales Versorgungszentrum Wurster Nordseeküste gGmbH
Ministerin Birgit Honé, Niedersächsisches Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung, Hannover
Ministerin Birgit Honé, Hannover
Im Jahr 2020 hat das Niedersächsische Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung das Modellprojekt Regionale Versorgungszentren gestartet, mit dem den Herausforderungen für die Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen aktiv begegnet werden soll. Das erste RVZ wurde bereits eröffnet, weitere folgen im Laufe des Jahres.
Den Kern der kommunalen RVZ bildet ein kommunales medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) mit angestellten Ärzt*innen zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung.
Ergänzend werden zum MVZ weitere Angebote der Daseinsvorsorge in das RVZ integriert. Hierzu zählen neben medizinnahen Dienstleister*innen aus Bereichen wie Orthopädie und Physiotherapie, Apotheken, Sanitätshäuser und Beratungsangebote oder Begegnungsmöglichkeiten z.B. in Form eines Cafés. Auch die Koordination haushaltsnaher Dienstleistungen ist möglich. Die verschiedenen Angebote der RVZ sollen an einem zentralen und gut erreichbaren Ort gebündelt werden.
Was genau am jeweiligen Standort benötigt wird, legen die Akteure vor Ort fest. In jedem Fall soll mit den RVZ eine attraktive und an den praktischen Bedürfnissen der Menschen orientierte Infrastruktur geschaffen werden. Das Ziel ist es, hausärztliche Versorgung zu stärken, innovative Ansätze in der Gesundheits- und Pflegeversorgung einzubinden und attraktive Beschäftigungsmodelle zu schaffen.
Im Rahmen der „ZILE-Richtlinie“ über die Gewährung von Zuwendungen zur integrierten ländlichen Entwicklung können Kommunen landesweit eine Förderung für die Konzeptionierung von Regionalen Versorgungszentren und für Teile von deren Infrastruktur erhalten.