Sakralbauten als „Dritte Orte“ und Anker lokaler Entwicklung
In Kooperation mit dem Projekt „Kirchturmdenken“ der Wider Sense TraFo gGmbH
15.05.2023 - 17.05.2023
In vielen Dörfern gibt es keine öffentlichen Orte mehr, an denen man Kultur erleben oder sich einfach treffen kann. Aber es gibt überall eine Kirche, die oft ortsbildprägend ist und den Menschen, die dort wohnen, viel bedeutet. Allerdings werden die Gemeinden kleiner und der kirchliche Haushalt prekärer, von vielen Immobilien wird man sich trennen müssen. Können diese Kirchen Ankerpunkte für eine lokale gesellschaftliche Entwicklung im ländlichen Raum jenseits ihrer Funktion als Gottesdienst-Orte werden?
Dr. Albert Drews, Ev. Akademie Loccum
Ulrike Sommer, Wider Sense TraFo gGmbH, Berlin
Prof. Dr. Barbara Welzel, Seminar für Kunst und Kunstwissenschaft, TU Dortmund
Dr. Ulrike Wendland, Deutsches Nationalkomitee für Denk-malschutz bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Berlin
Prof. Dr. Karl Martin Born, Universität Vechta
Dr. Beate Kegler, Institut für Kulturpolitik, Universität Hildesheim
Prof. Dr.-Ing. Birgit Franz, Fakultät für Bauen und Erhalten, Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Dr. Karin Berkemann, Theologin und Kunsthistorikerin, Theologische Fakultät, Universität Greifswald
Prof. Dr. Barbara Welzel, Seminar für Kunst und Kunstwissen-schaft, TU Dortmund
Dr. Kerstin Menzel, Theologische Fakultät, DFG-Forschungsgruppe „Sakralraumtransformation“, Universität Leipzig
Ein Blick auf Programme, Strategien und Methoden,
Kirchen als öffentliche Räume zu entwickeln
Dr. Catharina Hasenclever, Geschäftsführerin Stiftung KiBa, Hannover
Dr. René Hartmann, Projektleiter Wüstenrot-Stiftung, Ludwigsburg
Moderation: Dr. Matthias Surall, Ev. Akademie Loccum
Ulrike Sommer, Wider Sense Trafo gGmbH, Berlin
„Kulturkirche in Merzenich – Orte des neuen Miteinander“
Georg Gelhausen, Bürgermeister, Gemeinde Merzenich
Mit dem Erhalt des Hambacher Forstes und der Ortslage Morschenich-Alt nimmt die Gemeinde Merzenich eine Sonderrolle gegenüber dem Rheinischen Revier ein. Eine Veranstaltungsreihe wurde umgesetzt, die die beiden Kirchen insbesondere als wichtige lokale Erinnerungsorte etablieren sollen. Die Kirche soll auch zukünftig Ort der Begegnung, des Austausches und der kulturellen Bildung sein – und somit einen zentralen Raum für den anstehenden Transformationsprozess darstellen.
„St. Dionysos Igel – ein Pilotprojekt für das entstehende Kulturkapellennetzwerk im Trierer Land“
Katharina Zey-Wortmann, Leiterin, Katholische Erwachsenenbildung, Trier
Das Projekt nimmt alte Ortskerne in den Blick und damit auch alte Dorfkapellen. Innerhalb des digitalen Vermittlungsprojekts wurde mithilfe der drahtlosen Übertragungstechnik NFC (Near Field Communication) eine Plattform geschaffen, auf der Informationen über die Architektur und Baugeschichte sowie die Öffnungszeiten und ein Veranstaltungskalender zu den einzelnen Kapellen zugänglich sind.
„Kultur in Lichtungen"
Sonja Hahn, Stiftung „Entschlossene Kirchen“, Zerbst
Im Rahmen von „Kultur in Lichtungen - zeitgenössische Glasmalerei in anhaltischen Kirchen“ wurde ein Vermittlungskonzept für zukünftige Gäste- und Kirchenführer*innen erarbeitet und Veranstaltungsformate in den jeweiligen Sakralbauten ausgelotet.
„Klostergeschichten einmal anders“
mit Blick auf das Kloster Wedinghausen/Arnsberg, NRW
Dr.-Ing. Bettina Heine-Hippler, LWL Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, Münster
Im Rahmen des Projekts „Klostergeschichten einmal anders” sind zusammen mit Kindern und Jugendlichen ortsbezogene Lernmaterialien in Form der Spiele „Klosterrallye” und „Stadt/Land/Kloster” entstanden. Kinder und Jugendliche erhalten dadurch die Möglichkeit sich spielerisch mit Kirchen und Klöstern, deren Geschichte und Ausstattung auseinanderzusetzen.
„Audiowalk für die Marienkapelle am Waldhof Elgershausen“
Bernardo Sánchez Lapuente, Zukunftsdorf Waldhof, Greifenstein
Mit dem Gemeinschaftsprojekt „Zukunftsdorf Waldhof” widmen sich die Bewohner*innen dem Gebäudeensemble rund um die Marienkapelle und möchten den Ort durch die Entwicklung kreativer Ansätze den Menschen zugänglich machen. In Form eines Audiowalks wird den Besucher*innen ein besonderes Hörerlebnis ermöglicht, bei dem die Geschichte des Ortes durch eine 360° Akustik erfahrbar wird.
„Kirche aufgeschlossen – ein neuer Typus Kirche“ – Projekte der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands zur
Internationalen Bauausstellung (IBA) in Thüringen
Elke Bergt, Leiterin, Baureferat Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, Erfurt
Im Rahmen des Workshops werden vier Projekte vorgestellt, die aus der Initiative „STADTLAND: Kirche" der IBA Thüringen und EKM hervorgegangen sind und eine erweiterte Nutzung des Sakralbaus anstreben – „Bienen-Garten-Kirche“ (Roldisleben), „HER(R)BERGSKIRCHEN Thüringer Wald“, „Feuerorgel Kapelle Krobitz“ und „Prototyping für eine innovative Möbellandschaft der Netzwerkkirche“(Ellrich).
„Digitalisierung altmärkischer Reformationsradweg“
Tobias Krüger, Pfarrer, Ev. Kirchengemeinde Gardelegen
34 Sakralbauten im Kirchspiel Muldental in der vorwiegend ländlich geprägten Region Altmark wurden digital und über einen verbindenden Radweg vernetzt. Auf der Website www.reformationsradweg.de/ sind die kulturhistorischen Besonderheiten – wie Wand- und Deckenmalereien, Schnitzaltäre und Taufengel – aufbereitet und ein 360°-Blick in jedes Kirchengebäude erlebbar.
„Leuchtfeuer – eine App für die Sigwardskirche Idensen“
Jörg Mecke, Freundeskreis Sigwardskirche, Wunstorf-Idensen
Eine App macht Besucher*innen Inhalte zum Baustil und den romanischen Wand- und Deckenmalereien zugänglich. Mithilfe sogenannter Beacons, die im Innen- und Außenraum des Sakralbaus installiert wurden, werden Inhalte aus Text, Audio und Bild über das eigene Mobiltelefon abrufbar. Bitte laden Sie nach Möglichkeit die App vor Veranstaltungsbeginn auf Ihr Mobilgerät: https://www.sigwardskirche.de/index.php/app.
„Wenn ich an den Kirchturm denke ... die ´verschwundene´ Kirchturmspitze als kollektiver Orientierungspunkt in der Dorfgemeinschaft“
Leon Bischinger, Muthesius Kunsthochschule Kiel
Das Projekt widmete sich der seit 1938 durch den kriegsbedingten Rückbau verschwundenen Kirchturmspitze im Ort. Ausgangspunkt bilden Zeitzeugengespräche, Erzähl- und Ideenwerkstätten sowie die Recherche möglicher Zeitzeugnisse. Die Ergebnisse wurden im Kirchenschiff mit einer Raum- und Klanginstallation präsentiert und sind über die Website https://www.kulturscheune-im-sande.de zugänglich.
„Tatort Kulturlandschaft: Kirchturmdenken in Flintbek“
Barbara von Campe, KULTURERBEN | Culture Heirs e.V., Flintbek
Ausgangspunkt des Projektes ist die Kirche zu Flintbek, die 2023 ihr 800-jähriges Bestehen feiert. In einer Workshop-Reihe erkundeten Schüler*innen einer 6. Klasse prozesshaft mittels unterschiedlicher Kreativtechniken die Kirche als Ort der Gemeinschaft, der Sammlung, der Repräsentation sowie als Ort der stetigen Veränderung. Das Projekt folgt dem Ansatz des Forschenden Lernens. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden in eine Kunstinstallation überführt und fotografisch dokumentiert.
„Erzählperspektiven des Figurenkranzes an der Stadtkirche St. Stephani in Calbe“
Christoph Maier, Direktor Ev. Akademie Sachsen-Anhalt e.V.
Im Zentrum des Projektes steht der Figurenkranz der Stadtkirche St. Stephani in Calbe mit all seinen verunglimpfenden Chimären, einschließlich der antijüdischen Schmähplastik. Im Rahmen der Maßnahme wurde der Erzählkosmos des Figurenkranzes für eine breite Öffentlichkeit erschlossen und in einer multimedialen Präsentation, Broschüre und auf der Website www.figurenkranz-calbe.de vermittelt.
„Projektion Peter und Paul“
Luis Weiß, Jazz- und Kirchenmusiker, Köln
An zwei Aktionswochenenden wurde ein ortsspezifisches Veranstaltungsangebot rund um die Kirche St. Peter und Paul in Gauselfingen realisiert, um eine größere Wertschätzung der Nachkriegskirche anzuregen. Durch den Einsatz partizipativer Kulturveranstaltungen sowie besonderer Klanginstallationen wurde ein anderer Blick auf den Sakralbau ermöglicht.
Hans-Josef Vogel, Mitglied im Ausschuss der Regionen der EU,
Regierungspräsident a.D., Regierungsbezirk Arnsberg
Dr. Ulrike Wendland, Geschäftsstellenleiterin Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz bei der Beauftragten für Kultur und Medien des Bundes, Berlin
Elke Bergt, Leiterin, Baureferat Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, Erfurt
Ursula Mehrfeld, Vorsitzende der Geschäftsführung, Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Dortmund
Zusammenfassung – Schlussdiskussion – Ausblick
Dr. Matthias Surall und
Dr. Albert Drews, Ev. Akademie Loccum
Können Kirchen Ankerpunkte für eine lokale gesellschaftliche Entwicklung im ländlichen Raum jenseits ihrer Funktion als Gottesdienst-Orte werden?
In vielen Dörfern fehlen solche öffentlichen Orte, um Kultur zu erleben oder sich einfach zu treffen. Überall aber gibt es eine Kirche, die meist ortsbildprägend und oft das älteste Bauwerk am Ort ist, immer die Geschichte des Ortes zentral verkörpert und den Menschen, die dort wohnen, viel bedeutet. Allerdings werden die Gemeinden kleiner und die kirchlichen Haushalte prekärer, in vielen Diskussionen und Planun-gen wird die Bedeutung der Kirchbauten auf die „Immobilie“ reduziert.
Will man hier gegensteuern, muss es gelingen, Kirchen und Klosteranlagen nicht nur zu erhalten, sondern sie weiterzuentwickeln – zum Beispiel als individuelle, lokale oder regionale Erinnerungsorte, als zu bewahrende Kulturdenkmale, als Orte einer lebendigen Kulturvermittlung und kultureller Bildung, und vor allem auch als Orte bürgerschaftlicher Teilhabe, Mitgestaltung und sozialer Begegnung. Im Programm „Kirchturmdenken 2.0“ werden mit Mitteln der Staatsministerin für Kultur und Medien über das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz Projekte gefördert, die sich diesen Ansätzen verschrieben haben. Zwölf dieser Projekte werden in Workshops auf dieser Tagung vorgestellt. Mit den Akteuren wollen wir über ihre Ideen und Intentionen ins Gespräch kommen und die Erfolgsfaktoren ergründen.
Die Tagung dient der Vernetzung und Unterstützung von Menschen, die sich für den Erhalt und die Erschließung neuer Nutzungen für Sakralbauten einsetzen. Ob Sie eine Kirchengemeinde repräsentieren, im Denkmalschutz oder in der Bauverwaltung aktiv sind, in der Kulturkirchenarbeit tätig sind oder aus den unterschiedlichsten Motiven der Meinung sind, aus Ihrer „Kirche im Dorf“ müsste mehr gemacht werden – Sie sind uns herzlich willkommen!
Dr. Albert Drews, Tagungsleiter, Ev. Akademie Loccum
Ulrike Sommer, Wider Sense Trafo gGmbH
Prof. Dr. Barbara Welzel, Seminar für Kunst und Kunstwissenschaft, TU Dortmund
Dr. Ulrike Wendland, Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz, Berlin
PD Dr. Verena Grüter, Direktorin, Ev. Akademie Loccum
Tagungsnummer
2321
Tagungsgebühren
Regulär
200€
Ermäßigt
100€
Die Tagungsgebühr beinhaltet Übernachtung, Verpflegung und Kostenbeitrag.
Für Auszubildende, Studierende bis 35 Jahre, Freiwilligendienstleistende sowie Arbeitslose Ermäßigung nur bei Vorlage einer Bescheinigung auf 100,- €.
Eine Reduzierung der Tagungsgebühr für eine zeitweise Teilnahme ist nicht möglich.
Stornierung
Bei einer Absage nach dem 08.05.2023 müssen wir Ihnen 25% der Tagungsgebühr in Rechnung stellen.
Zahlung
Bitte bezahlen Sie die Tagungsgebühren erst nach Erhalt einer Rechnung von uns.
Anreise
Informationen über die Anreise mit dem PKW oder der Bahn finden Sie hier
Es besteht eine direkte Verbindung zur Akademie mit dem Zubringerbus ab dem Bahnhof in Wunstorf.
Zur Akademie - Abholung am Bahnhof Wunstorf, Ausgang ZOB: 15.05.2023, 14:20 Uhr
Zum Bahnhof - Ankunft am Bahnhof Wunstorf (voraussichtlich): 17.05.2023, 13:30 Uhr
Bitte setzen Sie im Anmeldeformular bei gewünschter Mitfahrt im Zubringerbus die entsprechende Auswahl, da die Plätze begrenzt sind.